

TEIL I
Interview mit mir selbst
Musik: Silvan Loher (*1986) op7/1
Text: Mascha Kaléko (1907-1975)
Oh Du mein Stern
Musik: Clara Schumann (1819-1896)
Text: Friederike Serre (1800-1872)
Ganymed
Musik: Anno Schreier (*1979)
Text: Nora Bossong (*1982)
Auf diesem Hügel (Uraufführung)
Musik: Alf Hoffmann (*1951)
Text: Bettina von Arnim (1785-1859)
Sein erster Kuss, Sonett XXXVIII
Musik: Victor Ullmann (1898-1944) op 29/3
Text: Elisabeth Barrett-Browning (1806-1861) (Übersetzung aus dem Englischen R.M. Rilke)
Oh schöne Hand
Musik: Victor Ullmann (1898-1944) op 26/5
Text: Ricarda Huch (1864-1947)
Etüde Nr. 8 für Klavier solo
Koharik Gazarossian (1907-1967)
Настоящую нежностъ, Echte Zärtlichkeit
Musik: Sergej Prokofiew (1891-1953) Op. 27/2
Text: Aнна Ахматова, Anna Achmatova (1889-1966)
Вкруг пещеры нимф затаенной… Um die Höhle der Nymphen versteckt…
Musik: В. Шебалин, Vissarion Shebalin (1902-1963) op. 3/4
Text: Σαπφώ, Sappho 630/612 v. Chr. - 570 v. Chr. (aus dem Griechischen ins Russische V. Ivanov)
Suleika , Ach um Deine feuchten Schwingen
Musik: Felix Mendelssohn (1809-1847) op. 34/4
Text: Marianne von Willemer (1784-1860)
Suleika, Was bedeutet die Bewegung
Musik: Franz Schubert (1797-1828) op. 14
Text: Marianne von Willemer (1784-1860)
Feuerfarb
Musik: Ludwig van Beethoven (1770-1827) op. 52/2
Text: Sophie Mereau (1770-1806)
TEIL II
Was Du mir bist
Musik: Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) op. 22/1
Text: Eleonore van der Straten (ca. 1845)
Etüde Nr. 3 für Klavier solo
Koharik Gazarossian (1907-1967)
Claire Vénus, Sonet V
Musik: Victor Ullmann (1898-1944) op. 34
Text: Loise Labé (1524-1566)
Das Lied der Gesalbten (Uraufführung)
Musik: Stephen Harrap (*1952)
Text: Else Lasker-Schüler (1869-1945)
Der Traum
Musik: Paul Hindemith (1895-1963) op. 18/3
Text: Else Lasker-Schüler (1869-1945)
Going to heaven
Musik: Aaron Copland (1900-1990)
Text: Emily Dickinson (1830-1886)
Gekämpft hat meine Barke
Musik: Robert Schumann (1810-1857) op. 104/7
Text: Elisabeth Kuhlmann (1808-1825)
Abschied von der Welt
Musik: Robert Schumann (1810-1857) op. 135/4
Text: Maria Stuart (1542-1587)
Stehe still
Musik: Richard Wagner (1813-1883) WWV 91/2
Text: Mathilde Wesendonck (1828-1902)
The river is so blue
Musik: Kurt Weill (1900-1950)
Text: Ann Ronell (1906/08-1993)
Judith Hoffmann (Sopran)
In meiner Kindheit wurde ich nicht auf das reale Leben vorbereitet. So reise ich heute nur in Gedanken
zu den Orten meines Glücks, wo ich Dich in den Strahlen des Nordsterns wiederfinde. Zur gleichen
Zeit ziehen Gangs halbstarker Jugendlicher durch die Gassen, um sich selbst zu finden. Dein erster
Kuss verschlug mir den Atem und es macht mich glücklich, Dich jetzt meinen Geliebten nennen zu
dürfen. Oh berühre mich! Durch Dich möchte ich die Sonne empfangen. Doch weisst Du, was
wirkliche Zärtlichkeit ist? Sie ist still wie die Träume, die bei den Höhlen der Nymphen aufsteigen,
während die Blätter im Wasserfall tanzen.
Noch immer weilst Du in der Ferne, mein Geliebter. Ob der West mir Kunde von Dir bringt? Durch Ihn
sende ich Dir meine Liebe. Oder ist doch der Ost dein Bote? Mein Gewand trägt die Farbe der
Wahrheit, während ich auf Dich warte.
Weißt Du, was Du mir bist?
Du bist wie die Venus, unter deren Blick ich die nächtlichen Tränen leichter weinen kann, die mir der
Tag auferlegt. Doch hab ich Dich bereits verloren? In deinen Träumen liegt zwischen uns eine steife
tonlose Ebene. Meine Sehnsucht, hingegebene, küsst Deinen Mund, bevor ich den Himmel erreiche.
Gehst auch du dorthin? Solltest du zuerst dort sein, halte mir einen Platz frei bei meinen Liebsten die
bereits dort weilen. Sie glaubten an das Paradies. Ich wage dies nicht, um das Irdische noch zu
genießen, so lange es möglich ist. Und dennoch wird die Erlösung meiner Leiden durch den Tod, der
Schmerz meiner Mutter sein. Liebste Mutter, im Himmel angelangt, werde ich auf Dich warten und Dir
meine Hand reichen, wenn Du dort ankommst. Meine lieben Freunde und Feinde, liebes Volk, lasst
mich gehen. Was nützt die mir noch zugemessene Zeit? Erfleht mir meinen Teil am Ewgen Frieden. Bis
dahin lass mich jede Sekunde mit dir, mein Liebster, genießen. Urewige Schöpfung halte doch ein,
genug des Werdens lasst mich sein! Denn erst wenn Aug in Auge wonnig trinken, will das Innere
keinen Wunsch mehr zeugen. Liebster, lass uns heute den Fluss des Lebens genießen, während der
morgige Tag nur ein Traum sein kann.
Same program as on 15.04.2023
Felix Mendelssohn (1809-1847) – „Frühlingslied“ op. 47 Nr. 3
Max Reger (1873-1916) – „Bitte“ (1890-91)
Fanny Hensel (1805-1847) – „Vorwurf“ op. 10 Nr. 2
Richard Strauss (1864-1949) – „Frühlingsgedränge“ op. 26 Nr. 1, „O, wärst Du mein!“ op. 26 Nr. 2
Robert Schumann (1810-1856) – „Sechs Lieder und ein Requiem nach N. Lenau“ op. 90
Franz Liszt (1811-1886) – „Der traurige Mönch“ ein Melodram für Sprecher und Klavier
Hugo Wolf (1860-1903) – „Frage nicht“ IHW 40
Alban Berg (1885-1935) – „Schilflied“ aus „Sieben frühe Lieder“
Hugo Wolf – „Abendbilder: 3 Oden von N. Lenau“ IHW 1
Gordon Kampe (*1976) – "Drei Lenau-Lieder"
Judith Hoffmann (Sopran)
Von Glück können wir sprechen, wenn wir in der Lage sind großartige Musik in eigenen Händen zu halten und mit eigenen Händen mitzugestalten. Dieses Gefühl des Einsseins mit der Komposition, in deren Zentrum hochwertige Dichtung steht, ist einzigartig.
Die Vor-Internet-Ära wollte es so, dass als Robert Schumann 1850 seine „6 Lieder“ nach Texten von Nikolaus Lenau schrieb, sich ein Gerücht verbreitete, dass der Dichter kurze Zeit zuvor gestorben sei. Daraufhin schrieb Schumann noch ein „Requiem“ nach einem alt-katholischen Text als Abschluss dieses Liederzyklus und setzte „dem unglücklichen, aber so herrlichen Dichter mit diesem Werke ein kleines Denkmal“. Bald stellte sich allerdings heraus, dass Lenau zwar noch nicht tot aber im Sterben lag.
Dieser Liederzyklus von Schumann, der die Grundstimmung der lenauschen Poesie mit schier endloser musikalischer Schönheit umarmt, steht im Zentrum der Überlegungen unseres Programms. Die Tatsache, dass auch andere Große wie die Geschwister Mendelssohn, F. Liszt, H. Wolf, M. Reger, R. Strauss sowie A. Berg seine Gedichte vertonten, zeugt vom Gewicht Lenaus Dichtung. Die Auftragskomposition an Gordon Kampe (Prof. HfMT Hamburg) wird ebenfalls eine Brücke zum Dichter des Weltschmerzes schlagen.
„In bleibender Erinnerung ist Judith Hoffmanns Interpretation von Wagners Vertonung von Mathilde Wesendoncks „Stehe still“ - jedes Wort von der „urewigen Schöpfung“ fein ausformuliert und intoniert. Kongeniale Partnerin am Flügel ist Nare Karoyan. Sie begleitet einerseits zurückhaltend, aber auch unterstützend und rundet den Vortrag zum Hörerlebnis (..) ab.“
Kölner Stadt-Anzeiger (ksta) 15.07.2020
Quintet op. 87
Franz Schubert
Trout quintet D 667
Nare Karoyan (piano), Camille Babut du Marès (violin), Clément Holvoet (alto), Romain Dhainaut (cello), Léo Cocq (double bass)